Direkt zum Inhalt wechseln

Textbaustein 1

Eine Rede hat keinen anderen Körper als den des Redners oder der Rednerin. Oftmals ist dieser Körper zugleich ein anderer, weiterer Redner. Das ist immer so. Aber beide sollten sich nicht direkt widersprechen, zumindest nicht ungewollt.

Ein oft zu beobachtendes Auseinandertreten der verschiedenen Redner in einer Person ist zunächst der Öffentlichkeit der Auftrittssituation geschuldet. Die öffentliche Situation provoziert eine Unsicherheit, die die Person sichtbar auseinanderfallen lässt. Plötzlich erscheint eine Person wie unter dem Blick eines kubistischen Malers. Körper, Bewegungen, Gesten und Blicke wirken fragmentiert und zeigen diese Fragmente zugleich, was eigenartig deformiert wirkt. Das geht nicht nur Rednerinnen und Rednern so. Nur lernen sie es selten, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Im Unterschied zu anderen Darstellenden wie Tänzerinnen oder Schauspieler sind Rederinnen und Redner ebenso wie Predigerinnen und Prediger mit ihrer Begabung und ihren Ängsten allein gelassen.